Sammlungen des Zentrums für Historische Friedensforschung (ZHF)
Das Zentrum für Historische Friedensforschung trägt und pflegt die Quellen- und Materialiensammlungen der vormaligen Vereinigung zur Erforschung der Neueren Geschichte e.V. (VENG). Die VENG wurde in den 1950er Jahren mit dem Ziel gegründet, die Friedensschlüsse der Neuzeit zu erforschen. Seit ihrer Gründung hat sich die VENG der Erforschung des Westfälischen Friedens von 1648 gewidmet, der den Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) beendete. Im Zuge der Arbeit an der heute fast 50-bändigen Aktenedition der Acta Pacis Westphalicae (APW) entstand eine Materialsammlung von Mikrofilmen, Kopien, Abschriften und Bearbeitungen von Quellen aus über 150 Archiven und Bibliotheken in ganz Europa. Insgesamt verfügt das ZHF über ca. 1.500 Mikrofilmrollen und 10.000 Literaturtitel.
Der Großteil der Archivalien wurde auf Mikrofilm kopiert – vor der Möglichkeit zur Digitalisierung die gängigste Art der Vervielfältigung handschriftlicher Texte. Die Mikrofilmkopien wurden aus den Archiven käuflich erworben, aber nicht immer war der Zugang zu den gewünschten Quellen oder der Erwerb von Kopien einfach. Um Quellenmaterial einsehen oder bestellen zu dürfen, musste in einem von Regimegegensätzen geprägten Europa häufig eine pragmatische Lösung gefunden werden. So auch als die VENG 1965 Quellen aus Archiven in der DDR bestellen wollte und ein Tauschgeschäft mit Mikrofilmen aus den USA eingehen musste.
Die Bestände des ZHF ermöglichen die Erforschung der Genese und Bedeutung europäischer Friedensschlüsse. Diese einzigartige Sammlung dient heute Forschenden aus dem In- und Ausland, die anhand unserer Bestände zur Historischen Friedens- und Konfliktforschung, zu verwandten oder weiteren Disziplinen beitragen. Auf Grundlage der Sammlung und der reichhaltigen Bibliothek zur Friedens- und Konfliktforschung entstehen im Rahmen der Lehre zudem Qualifikationsarbeiten vom Bachelor bis zur Habilitation.
Öffnungszeiten
Di 10:00 - 15:00 Uhr
Mi 14:00 - 17:00 Uhr
Do 13:00 - 16:00 Uhr
Die Nutzung der Bibliothek ist in den Öffnungszeiten ohne Voranmeldung sowie darüber hinaus nach voriger Vereinbarung möglich. Bitte wenden Sie sich dafür an Herrn Alexander Gerber (zhf@uni-bonn.de).
Kontakt
Prof. Dr. Michael Rohrschneider (Leiter)
Alexander Gerber M.A. (Geschäftsführer)
Adresse
Zentrum für Historische Friedensforschung
2. Etage
Brühler Straße 7
53119 Bonn
Weiterführende Links
Forschung, Online-Ressourcen und Datenbanken
Social Media
Laufende Forschungsprojekte
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Westfälischer Friedenskongress digital (WFKd)
Ziel des Projektes ist es, die Arbeitsstände an Kongressquellen, die nicht mehr im Rahmen der APW ediert werden können, in der vorliegenden Fassung der Forschung digital zu präsentieren. Die Quellen liegen gebündelt in der universitären Sammlung des ZHF. Diese ist sonst nur bei Benutzung des ZHF zugänglich und wird über das vorliegende Projekt für die Forschung erschlossen und verfügbar gemacht. Es handelt sich dabei nicht um eine Edition, sondern die Verfügbarmachung der universitären Sammlung. Zunächst wird dabei der im ZHF vorhandene Materialbestand in TEI/XML-Formate geführt werden. Sofern die Transkriptionen nicht schon digital vorliegen, wird dazu Transkribus genutzt, um die Masse der Transkriptionen zu überführen. Die digital als Bilddateien vorliegenden Transkriptionen müssen dabei von Transkribus als Texte erkannt und ausgelesen werden. Dazu wird ein eigenes KI-Modell passierend auf einem bestehenden Transkribus-Modell trainiert und auf den gesamten Bestand angewendet. Anschließend wird die Auszeichnung des Textes in XML vorgenommen. Dies ist der inhaltliche Teil der Arbeit, den ein*e Kongresshistoriker*in angehen wird. Im Ergebnis ist der gesamte Textbestand nach vorab festgelegten Standards ausgezeichnet.
Aktuelle Veröffentlichungen
Konrad Repgen, Über die Publikation ACTA PACIS WESTPHALICAE (= APW). in: ders., Dreißigjähriger Krieg und Westfälischer Friede. Studien und Quellen, hrsg. von Franz Bosbach und Christoph Kampmann (Rechts- und Staatswissenschaftliche Veröffentlichungen der Görres-Gesellschaft N.F., 81), 1918.
Maximilian Lanzinner, Die Acta Pacis Westphalicae und die Geschichtswissenschaft. in: Christoph Kampmann, Maximilian Lanzinner, Guido Braun, Michael Rohrschneider (Hrsg.), Lʼart de la paix. Kongresswesen und Friedensstiftung im Zeitalter des Westfälischen Friedens, (Schriftenreihe der Vereinigung zur Erforschung der Neueren Geschichte e.V., 34), 2011.
Maximilian Lanzinner, Das Editionsprojekt der Acta Pacis Westphalicae, in: Historische Zeitschrift 298 (2014), S. 29–60.
Maximilian Lanzinner/Tobias Schröter-Karin/Tobias Tenhaef, Acta Pacis Westphalicae digital, in Annette Gerstenberg (Hrsg.), Verständigung und Diplomatie auf dem Westfälischen Friedenskongress. Historische und sprachwissenschaftliche Zugänge, Köln, Weimar, Wien 2014, S. 251–265.
Sandra Otto, Historische Friedensforschung im Rheinland: Die Acta Pacis Westphalicae. in: Histrhen. Rheinische Geschichte wissenschaftlich bloggen, 07.06.2017, http://histrhen.landesgeschichte.eu/2017/06/acta-pacis-westphalicae/.
Tobias Tenhaef, Informationsgewinn und Informationsverlust beim Medienwechsel. Das Beispiel APW digital, in: Dorothée Goetze/Lena Oetzel (Hrsg.), Warum Friedenschließen so schwer ist. Frühneuzeitliche Friedensfindung am Beispiel des Westfälischen Friedenskongresses, Münster 2019 (Schriftenreihe zur Neueren Geschichte, 39, N.F., 2), S. 123–136.
In Bearbeitung:
APW II B 9 (Edition der französischen Kongresskorrespondenz für Juni bis Oktober 1648)
APW III A 1/2 (Protokolle des Kurfürstenrates auf dem Westfälischen Friedenskongress für das Jahr 1648)
Kürzlich erschienen:
APW II B 9: Die kaiserlichen Korrespondenzen Mai-August 1648. Bearbeitet von Stefanie Fraedrich-Nowag. Münster 2013.
APW II B 10: Die kaiserlichen Korrespondenzen 1648-1649. Bearbeitet von Dorothée Goetze. Münster 2015.
Kürzlich erschienen:
Laufs, Markus: "In viam pacis". Praktiken niederländischer und päpstlicher Friedensvermittlung auf den Kongressen von Münster (1643–1649) und Nijmegen (1676–1679) im Vergleich (Veröffentlichungen des Instituts für Europäische Geschichte Mainz, 268), Göttingen 2022.
Laufende Dissertationsvorhaben:
Englische Reichstagspolitik im 16. Jahrhundert (Jonas Bechtold M.A.)
Verfahrenspraktiken in den reichsständischen Beratungen auf dem Westfälischen Friedenskongress (Alexander Gerber M.A.)
Kunstraub im Dreißigjährigen Krieg (Marcel Mallon M.A.)
Der Immerwährende Reichstag im Urteil der Reichspublizistik des 18. Jahrhunderts (Andreas Post M.A.)