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Prof. Dr. Stephan J. Seidlmayer: Töpfe und Tote: Beobachtungen zur Bestattungssitte im alten Aswân Herausragend in der Archäologie Ägyptens ist die Siedlungsgemeinschaft des alten Aswân im 3. Jt. v.Chr. sowohl aus ihrem zentralen Siedlungsplatz, der Stadt auf der Insel Elephantine, wie auch ihren Friedhofsarealen, dem Gräberfeld der Standbevölkerung auf der Insel und der Nekropole der Führungsschicht am Felshang der Qubbet el Hawa, bekannt. Die Sammlung der Abteilung Ägyptologie der Universität Bonn wird wesentlich von Funden aus dieser Nekropole geprägt. Das reiche Material dieser Fundstellen erlaubt es, das lokale Milieu sozial und kulturell zu profilieren. Einen Schlüssel dazu bilden die keramischen Funde, die nicht nur chronologische und ökonomische Informationen geben, sondern im funerären Kontext rituelle Praktiken und ihre Bedeutungen erschließen. Dabei öffnen die beschrifteten Gefäße der Qubbet el-Hawa, in eine archäologische Perspektive gerückt, ungewöhnliche Einblicke.
Lukas Bohnenkämper M.A. (Bonn/Basel): "Das antike Nubien im (post)kolonialen Blick: euro- und afrozentrische Diskurse" Seit dem 19. Jahrhundert sind die antiken Gesellschaften des Niltals Gegenstand eurozentrischer und afrozentrischer Diskurse, die primär die „rassische“ Zugehörigkeit der damaligen Populationen thematisieren. In Europa wurde dies im Rahmen der „Hamitentheorie“ und der kolonialen Aneignung Afrikas verhandelt, in den USA in Zusammenhang mit der Geschichte der Versklavung. Weiße und schwarze Akteur*innen versuchten, die Zugehörigkeit der antiken Nordostafrikaner zur eigenen „Rasse“ zu belegen, um weiße Überlegenheitsideologie zu stützen oder zu widerlegen. Eine wichtige Frage bleibt daher, wie sich der Dialog zwischen der Ägyptologie und ihren Kritikern vor dem Hintergrund bestehender gesellschaftlicher Ungleichheit produktiv gestalten lässt.